
Mit einigen Kollegen sprach ich am Funk über den unglaublichen Ärztemangel in manchen Gebieten von Österreich.
Die „Kronenzeitung“ berichtete schon vor einige Tagen darüber:
Drei Ärzte für 12.000 Bürger
Die Uhr tickt im östlichen Weinviertel: Findet man keine Nachfolger, kommen im Bereich der Kassenärzte auf die Bürger der Regionen Dürnkrut und Zistersdorf schwere Zeiten zu!
Je weiter weg von Ballungszentren, umso schwieriger wird es in der Regel, Kassenärzte zu bekommen. Zwei Bürgermeister im Weinviertel, deren Gemeinde- und Einzugsgebiete nebeneinander liegen und zusammen knapp 12.000 Einwohner umfassen, sind momentan besonders von der Misere betroffen.
Obwohl: In Dürnkrut hat Gemeindechef Stefan Istvanek bereits längere Zeit zwei Mediziner an der Angel. „Einer übernimmt eine Ordination und würde auch schon mit dem Vorgänger kooperieren. Für den anderen haben wir schon ein Gemeindegebäude fixiert – beide erhalten einen Zuschuss.“ Istvanek ärgert sehr, dass es mit der Kommunikation zu den entscheidenden Stellen sehr schwierig sei: „Ein Bürger hat sogar in Eigenregie ein Rundschreiben aufgesetzt, als wir darüber sprachen“, so das Gemeindeoberhaupt. Betroffen sind 6000 Bürger.
Die Situation spitzt sich in der Region insofern zu, dass auch in der Nachbarkommune Zistersdorf ab März nächsten Jahres im schlimmsten Fall nur noch ein Arzt für mehr als 6000 Bewohner der Großgemeinde zur Verfügung steht. „Die Stelle wurde absichtlich bereits schon vor einem Jahr ausgeschrieben“, sagt Bürgermeister Elmar Schöberl – der „im schlimmsten Fall Patienten auch auf die Nachbargemeinden aufteilen“ müsste.
Immerhin artet die Bewerbung von Ärzten nicht in ein „Gemeinderingen“ aus: Keiner der befragten Ortschefs verrät offiziell die Unterstützungen, den man den Medizinern anbietet. Das wäre unfair den kleineren Gemeinden gegenüber“, kommentierten beide unisono. Die Zuteilung ist Sache der Gesundheitskasse und Ärztekammer. In Niederösterreich tritt man aber erst wieder am 9. Dezember zusammen. Die Wurzel des Übels ist dieselbe: „Früher entschieden wir oft über 30 Bewerber, derzeit sind es pro Sitzung oft nur ein paar. Manche sagen auch ab oder wählen eine andere Region“, argumentiert man seitens der Ärztekammer, warum es mit der Entscheidung länger dauert. Wie akut die Situation am Land ist, hat ein Weinviertler Gemeindechef so kommentiert: „In einem Gespräch mit einem Bestatter wurde thematisiert, dass er sich bald darum Sorge machen müsse, bei einem Todesfall in absehbarer Zeit rechtzeitig einen Mediziner zu finden…“
Andreas Leisser
Elmar Schöberl, Bürgermeister von Zistersdorf:
In der Gemeinde haben wir zwei Kassenärzte. Für den Doktor, der im März in Pension geht, gäbe er schon Unterstützung durch die Gemeinde – in Zeiten knapper Budgets nicht selbstverständlich.
Stefan Istvanek, Bürgermeister von Dürnkrut:
Da hat man zwei Ärzte, die sich bereits einbringen wollen – und man lässt sich Monate Zeit, sie dann zuzulassen. Im letzten Jahr wurde auch eine 100.000-Euro-Förderung dafür gestrichen.
Dazu gab es auch zahlreiche Wortmeldungen meiner Funkkollegen. Einige bringe ich hier. Bezeichne diese mit Kollege 1, Kollege 2, Kollege 3 und Kollege 4.
Kollege 1: „Wenn es für 12.000 Bürger nur noch drei Ärzte gibt, braucht man sich nicht wundern, wenn einige der Bürgerinnen und Bürger sagen, wir leben in einer Bananenrepublik.“
Kollege 2: „Befürchte fast, dass es sich bei diesem unfassbaren Ärztemangel in diesen Großgemeinden um keine Einzelfälle handelt.“
Kollege 3: „Vermutlich wird es in Österreich an vielen Stellen einen Ärztemangel geben. Nur wird man es auch baldigst schaffen, diesen Mangel zu beheben.“
Kollege 4: „Die Frage stellt sich, wer trägt dafür die Schuld. Viele werden sagen, die Regierung. Einer der Gründe für diese unhaltbaren Zustände, das liebe fehlende Geld. Viele Förderungen wurden gestrichen. Aber auch junge Ärztinnen und Ärzte stellen gewisse Forderungen. Bezugsfertige Ordinationen, Mitspracherecht, Förderungen. Überlastungen wie in diesen Großgemeinden sind für manche sicherlich nicht erstrebenswert.”
Kollege 1: „Man kann nur hoffen, dass es für ganz Österreich in Zukunft eine ausreichende ärztliche und medizinische Versorgung gibt. Denke wieder an den Satz – die Hoffnung stirbt zuletzt.“